Impressionen meiner Arbeit

Als Ausbilder seines Pferdes muß man ein guter ‘Verkäufer’ sein indem ich meine Sache- das Ausbildungsziel- in kleinste Schritte einteile…Scheinbar ein langsamer Weg, aber so lernt jeder Verstand am schnellsten, denn ich setze kleinste Einheiten an, die leicht zu verarbeiten sind, angepaßt an seine Möglichkeiten, im selben Ablauf, welches die Angst vor Unbekannten nimmt und bei ehemals überforderten Pferden beherrsche ich meinen Körper, damit es meine Absichten nicht lesen kann. Vom Leichten zum etwas Schwereren, mit Pausen. So schaffe ich Vertrauen, vermeide möglichst Rückschläge und erhalte höchste Motivation…alles in viel kürzerer Zeit.

ANTONIUS, als 5 1/2jähriger.

ANTONIUS, fünf Monate zuvor.

ANTONIUS, Bayernwallach, V: Abanos, MV: Davignon I, war fünfjährig gerade mal angeritten. Sein Zustand ließ sich auf schwer diagnostizierbare Leberegel zurückführen. Sein linkes Fesselbein war durch einen Unfall als Fohlen (mit dem Huf im Zaun hängen gebliebe) sehr nach innen verdreht. In enger Zusammenarbeit mit Therapeut und Schmied (das Pferd wurde barfuß korrigiert) ist auf den Bildern nach fünf Monaten eine erfreulich positive Entwicklung von Antonius erkennbar.

ANTONIUS, 15-jährig.

Linke Fessel als 5-jähriger.

Die Motivation und Intelligenz des Pferdes bei der Arbeit zu fördern bedeutet, ihm zu zeigen, wie es in die Balance kommt um die Übungen ausführen zu können und wie es entstehenden Streß als Fluchttier dabei in der Ruhe verarbeiten kann. Hat es das verstanden, fängt es an sich selbst auszuprobieren, meine Idee wird die seine, denn ein geschmeidiger, athletischer Körper bereitet auch ihm Freude und es wird stolz mitarbeiten.

N-Rolo.

N-Rolo ein Jahr zuvor.

N-ROLO, Lusitanohengst aus der Zucht von José Luis de Sousa d`Andrade in Portugal, war unfallbedingt vier Monate lang gestanden, bevor seine Besitzerin mit ihm zu mir kam. Erschwerend hinzu kam sein psychischer Zustand, der Grund war vermutlich u.a. auch in seiner Vergangenheit zu suchen, das durch sein Unfalltrauma wieder zu Tage trat. Von Natur aus ein hochsensibles, „elektrisches“ Pferd, aber kombiniert mit Panikattacken, sowohl im Umgang als auch bei der Arbeit mußte ich mit der Ausbildung komplett von vorne anfangen, wie ein rohes Pferd. In kleinsten Schritten wurde N-Rolo physisch und psychisch mit Einbindung seiner Besitzerin so aufgebaut, daß beide wieder Vertrauen zueinander entwickeln konnten.

Ganz wichtig ist, bei aufkommendem Streß des Pferdes sich als Reiter zurückzunehmen und es nicht durch vermehrten Druck noch mehr auf Widerstand bringen, im Gegenteil, man gibt ihm damit zuerst Zeit darüber ‘nachzudenken’, hilft ihm sanft aus der Situation heraus um schließlich maßvoll zu fordern.

SEESTERN, sechs Monate vorher. 

SEESTERN, Trakehnerwallach von Adamello aus der Seeschwalbe IV von Memelstolz. Er wurde viereinhalbjährig von seiner Züchterin zur Ausbildung gebracht. Das Pferd war zuvor erst ein halbes Jahr schonend angeritten und sollte weiter gefördert werden. Nach relativ kurzer Zeit fand er ein neues Zuhause. 

Wenn der Reiter aufhört zu denken ‘es will nicht’ sondern anfängt darüber nachzudenken ‘es kann nicht’, schon in dem Moment endet der Kampf und der Reiter entspannt sich körperlich, die Reaktion des Pferdes kommt prompt…und schließlich mit der aufkommenden Frage nach dem ‘Warum’ fängt er an lösungsorientiert mit(!) dem Pferd zu arbeiten.

ALUTIN, fünf Monate zuvor.

ALUTIN, Holsteinerwallach, V: Alcatraz, MV: Landmeister, kam von einem Händler zu mir in den Stall. Von seiner Vergangenheit, so wurde mir jedenfalls erzählt, wußte ich, daß er über die Auktion verkauft und als Springpferd ausgebildet. Achtjährig wurde er ins Ausland verkauft und kam zwölfjährig wieder nach Deutschland zurück.
Sein Zustand war desolat, der Rücken eine einzige „Baustelle“ und demzufolge sehr schlecht bemuskelt. Hochsensibel, mit sehr noblem Charakter, aber den Menschen wenig zugetan, hatte das Pferd trotzdem viel Ausstrahlung. Seine Karriere als Springpferd war beendet, da er sogar zu Hause beim Anblick eines Parcours durchdrehte. Deshalb war die Idee Alutin als Dressurpferd auszubilden, denn mit geübten Auge konnte man sehr gute Grundgangarten erkennen.
Mit Unterstützung des Therapeuten und gezielter Gymnastik wurde er ganz von vorne aufgebaut und lernte wieder laufen. Man konnte eine sehr gute Ausbildung in seinen jungen Jahren im Sattel spüren. Innerhalb sechs Monaten hatte sich seine Muskulatur so entwickelt, daß der Sattel in diesem Zeitraum dreimal angepaßt werden mußte. Auch Einzelsprünge packte er wieder an. In den insgesamt eineinhalb Jahren Ausbildung lernte er bis Traversalen, die ersten Einerwechsel und Piaffeansätze. Heute genießt er als Freizeitpferd seinen Lebensabend.

Um der Langeweile der Routine zu entgehen, mache ich oft das Gegenteil von dem was mir das Pferd oder sein Körper anbietet, denn das ‘kann’ es ja schon. Damit bekomme ich auch schon eine Idee für meinen Aufbau der täglichen Arbeit. Die Symmetrie erarbeite ich nicht nur auf der körperlichen Ebene sondern auch innerhalb der Anordnung der einzelnen Lektionen. Ich lasse es nicht ausschließlich ruhig arbeiten, ich schöpfe die ganze Bandbreite seiner Bewegungsmöglichkeiten aus, nicht nur innerhalb der schematischen Einteilung der Tempi in den Gängen, rufe auch reflexartige, schnelle Reaktionen ab bei entsprechender Koordination. Damit darf es seine Instinkte als Fluchttier kontrolliert ausleben. Das dient meiner Sicherheit und der spielerische Umgang mit seinem Körper macht Dressurreiten für beide spannend!

Turnierimpressionen

Es kommt auf die kleinste, korrekteste Bewegung des Pferdes unter dem Sattel an, die große bekommen wir dann von ihm geschenkt.

NUNO, Dressurturnier 2007

NUNO, Tag des Iberischen Pferdes 2004 in München

LABIRINTO, Tag des Iberischen Pferdes 1998 in München.

LABIRINTO, Tag des Iberischen Pferdes 1998 in München

Turniere sind für mich eine Überprüfung dessen “was geht und was geht nicht” – unabhängig von der Bewertung – außerhalb der vertrauten Umgebung, um damit neue Impulse für die weitere Ausbildung zu erhalten. Für die Pferde bedeutet es auch Streßsituationen besser zu verarbeiten und routinierter zu werden. Voraussetzung ist aber eine sinnvolle Vorbereitung der Pferde für solche Fahrten (Gewöhnung an Hänger etc.)

Showimpressionen

Tag des Iberischen Pferdes 2003 in München. Auch hier gilt, wie schon bei Turnierimpressionen erläutert, die persönliche Einstellung zur Vorstellung von Pferden in der Öffentlichkeit. Wobei hier zusätzlich die Freude, schön herausgebrachte Pferde gut zu präsentieren, eine wesentliche Rolle spielt.

LABIRINTO, Welt der Pferde 2007 in München.

LABIRINTO, Vorführung 2004

LABIRINTO, Vorführung 2002

Nicht so wichtig ist der runde Hals mit der Stirnlinie an der Senkrechten, das Pferd muß rund über den Widerrist gehen, denn die Vorhand ist Dreh- und Wendepunkt beim Pferd, dann kommt der Rest von selbst.

Zirzensische Lektionen

ALI BABA, 6 Jahre, reingezogener Haflinger v. ATOLL x liz. Wildfang in der Referenz an der Hand…

…und unter dem Sattel…

…im Plié…

…im Hinknieen…

…und im spanischen Schritt.

Auch das Pferd braucht die Möglichkeit durch Versuch und Irrtum zu lernen, aber die Reiter verlangen oft 100% Perfektion von ihm…und sind es selber nicht. Ich setze Prioritäten, welcher ‘Fehler’ ist bei einer Übung wichtiger zu korrigieren und welche lasse ich ihm momentan, mit der Zeit fügt sich alles immer mehr zusammen…und dabei reflektiere ich ständig meinen eigenen Körper.

Wenn Übungen nicht das geplante Ziel erreichen, sollte der Reiter vielleicht seine Strategie überdenken und sie ändern. Manchmal hilft auch schon eine kleine Korrektur der Gewichtshilfe oder sehr oft ein Nachlassen einer Hilfe statt die stetige Verstärkung der anderen Hilfe…weniger ist oft mehr.

In der Reiterei wird gerne versucht physikalische Gesetze zu umgehen…

Gleichmaß der Bewegung erzielt man durch Beruhigung der Vorderbeine und schneller machen der Hinterbeine.